Inhalt

Editorial

Artikel:
Fehlen die Verkaufsstrategien? - Ein Gespräch in Kyoto
Fortbildungsseminare für Ortslektoren
Studium in Japan - Eine andere Perstpektive auf den Deutschunterricht
Gute Besserung! - Wenn eine Krankenhausaufenthalt zum interkulturellen Erlebnis wird
DAAD-Fachtage in Tokyo
Füllen des "Missing-Link" - Eindrücke einer österreichischen DaF-Praktikantin

Didaktikecke:
Herbert Grönemeier: "Mensch"
Spurensuche "Deutschland in Japan"

Profile - alt und neu:
Claudia Lang
Teja Ostheider

Termine und Hinweise
Kurz informiert
Termine

die Redaktion

 

Editorial

Liebe Kolleginngen und Kollegen,

Ein neues Jahr, die Zeit für gute Vorsätze. Wir wollen da als Redaktion nicht nachstehen und haben uns fürs nächste Jahr viel vorgenommen. Neue Impulse haben wir durch ein neues Redaktionsmitglied erhalten: Elke Hayashi hat sich zu uns gesellt und kümmert sich nicht nur um das Layout, wie diese Ausgabe beweist. Mehr wollen wir an dieser Stelle noch nicht verraten. Ein bisschen Geheimnistuerei und Uberraschung gehört ja auch zu dieser Jahres-zeit. Bereits im letzten Rundbrief war das Deutschlandjahr 2005/06 ein wichtiges Thema. Inzwischen haben sich eine AG zum Aufsatzwettbewerb und eine zum Internet-Gewinnspiel gebildet. 2005/06 klingt noch sehr weit entfernt, dennoch können und müssen Projekte bereits jetzt angegangen werden. Daher möchten wir allen ans Herz legen, den Artikel von Christine Kühn zum Zeitungsprojekt "Deutschland in Japan" noch vor dem Erstellen des "Syllabus" fürs nächste Studienjahr zu lesen. Mit dem japanischen Gruß Kaze wo hikanai yô ni! Oder zu gut Deutsch: Packen Sie sich gut ein, damit Ihnen die um diese Jahreszeit überall herum schwirrenden Influenza-Viren nichts anhaben können wünschen wir allen Frohe Weihnachten und ein schönes o-shôgatsu,

die Redaktion.

 

Artikel

 

Fehlen die Verkaufsstrategien? - Ein Gespräch in Kyoto

"Wie bringen wir den Studenten- und Wissenschaftleraustausch zwischen Deutschland und Japan voran?"

 Zu diesem Thema hatten am 13. Oktober Botschafter Schmiegelow und Dr. Lins von der DAAD-Außenstelle Tokyo zu einem Gespräch ins Goethe-Institut Kyoto eingeladen. Knapp 30 Wissenschaftler, Lektoren und Personen aus anderen Bereichen waren der Einladung gefolgt und auf eigene Kosten angereist. Nach einem köstlichen westlich-japanischen Büfett ging es zum delikaten Thema.

Das Interesse am akademischen Austausch zwischen Deutschland und Japan bröckelt. Dies liegt nach Ansicht des Botschafters jedoch keineswegs an einer vermeintlich mangelnden Qualität der deutschen Hochschulen, sondern eher an fehlenden "Verkaufsstrategien". Interessierte müssen gezielt angesprochen und informiert werden. Englischsprachige Informationsmaterialien sind aber nur begrenzt - und im Bereich Germanistik so gut wie nicht - in Japan einsetzbar. Der Botschafter sucht daher nach einer Möglichkeit, den im Internet zugänglichen Hochschulführer (www.campus-germany.de) bzw. Teile davon ins Japanische zu übersetzen. Dazu werden jedoch ehrenamtliche Helfer nötig sein. Der Botschafter bat alle Anwesenden, entsprechende Personen anzusprechen und sie um Hilfe zu bitten.

Obwohl die (noch) bestehende Gebührenfreiheit mancherorts dem Image Deutschlands als "Arme-Leute- Studienort" Vorschub leisten kann, ist dieser Aspekt in Japan ein Pluspunkt und sollte auch so dargestellt werden, z. B. als allgemein zugängliches Stipendium. Studienberater sollten neben fachlichen auch private Gründe, die für ein Studium in Deutschland sprechen, klar herausstellen.

Die Einrichtung englischsprachiger Studienabschnitte an deutschen Hochschulen wurde v. a. von den anwesenden Geisteswissenschaftlern kritisiert. Dieses zusätzliche Angebot war jedoch für Kandidaten aus einigen Ländern und Fächern sehr wichtig, um als Studienort international konkurrenzfähig zu bleiben. Das Erlernen der deutschen Sprache bleibt aber vor allem bei längeren Studienaufenthalten für Studenten aller Fachrichtungen unabdingbarer Teil eines Studiums in Deutschland bzw. an deutschen Universitäten im Ausland. Diese Möglichkeit braucht also bei der Studienberatung in Japan weder in den Vordergrund gestellt noch überbetont zu werden.

Frau Yoshimitsu berichtete über die Erfahrung im Bereich Studienberatung am Goethe-Institut Osaka. Es hat sich gezeigt, dass diese Beratung eigentlich viel früher einsetzen müsste, beispielsweise schon an den Schulen. Hier sind Teilnehmer des JET-Programms bereits tätig, aber auch deutsche Studierende in Japan könnten auf Japanisch und gegen Honorar Vorträge an Schulen oder bei Veranstaltungen der japanisch-deutschen Gesellschaften halten. Der Botschafter wies überdies auf eine Informationsbroschüre für Kinder hin, die bei der Botschaft erhältlich ist. An den Universitäten sollte Studienberatung verstärkt im Rahmen der Unifeste stattfinden. Entsprechende Vorhaben von Lektoren vor Ort kann der DAAD unterstützen.

In Bezug auf das Deutschlandjahr ist eine stärkere Vernetzung der bereits bestehenden Aktivitäten erforderlich. Gerade außerhalb der Ballungszentren ist die Einbindung von anwesenden Muttersprachlern sehr wichtig. Lange wurde daher die Frage diskutiert, ob und wo Informationen über die sich auch nur kurzfristig in Japan aufhaltenden Deutschsprachigen zugänglich gemacht werden könnten. Da Wissenschaftler auf ganz verschiedenen Wegen nach Japan kommen, gibt es keine zentrale Stelle, die diese Aufgabe übernehmen könnte. Die einzelnen Mittlerorganisationen könnten aber ihre Stipendiaten vor der Abreise dazu auffordern, in Japan mit ansässigen Deutschsprachigen (Lektoren, JETS usw.) Kontakt aufzunehmen, um über Veranstaltungen informiert zu werden und daran teilnehmen zu können. Ein entsprechendes Informationsblatt soll entworfen und von der Botschaft an die Mittlerorganisationen mit der Bitte um Weiterleitung an ihre Stipendiaten geschickt werden.

Das Deutschlandjahr ist das zentrale Ereignis der kommenden Jahre. Das Gespräch mit dem Botschafter hat gezeigt, dass es noch viele Möglichkeiten zur Mitwirkung und zur aktiven Gestaltung dieser Veranstaltung gibt. Geld ist rar. Das Zauberwort heißt daher Vernetzung, also Nutzen von vorhandenen Ressourcen für eigene Ziele. Von den Anwesenden wurden noch zahlreiche weitere Vorschläge gemacht. Alle stießen beim Botschafter auf ein offenes Ohr und wurden mit der Bitte um schriftliche Vorlage beim zuständigen Referenten der Botschaft, Herrn Christoph Oversohl ([email protected]), beant wortet. Die Botschaft wird im Rahmen ihrer Möglichkeiten bei der Realisierung helfen. Auch wir Lektoren können das Deutschlandjahr nutzen, um Projekte voranzutreiben und dem Deutschlernen und der Germanistik an unseren Universitäten Auftrieb zu geben. Dazu braucht es etwas Engagement, das aber gerade jetzt auf große Unterstützung stoßen wird!

A.G.

 Fortbildungsseminare für Ortslektoren

 Gleich zwei Fortbildungsseminare für Ortslektoren veranstaltete der DAAD im Juli / August in Bonn bzw. Berlin. Dazu ein Bericht von Elke Hayashi und einer von Wolfgang Nitz.

In enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Interkulturelle Kommunikation Düsseldorf fand vom 24. bis 26. Juli 2003 das Fortbildungsseminar "Internet im Sprach- und Landeskunde-Unterricht Deutsch als Fremdsprache" im Gustav-Stresemann-Institut in Bonn Bad-Godesberg statt: Insgesamt 21 Lektorinnen und Lektoren aus fünf Ländern Europas und Asien (aus Japan drei) trafen sich, um unter kundiger Führung der Herren Dr. Rüdiger Riechert, Filipp Nentwig und Andreas Westhofen die Geheimnisse des Internets zu erforschen. Als sehr sinnvoll erwies sich, dass die Teilnehmer bereits zuvor sehr ausführliche Fragebögen zum Stand ihrer Internet-Benutzerfähigkeiten und Erwartungen an dieses Seminar ausgefüllt hatten. Da die Anfänger eindeutig in der Mehrheit waren, waren alle Erläuterungen so gehalten, dass sie auch bei minimalsten Kenntnissen eingängig und leicht verständlich waren. Wir wurden mit Linklisten, Katalogen, Datenbanken und Fachportalen etc. vertraut gemacht, erhielten wertvolle Tipps zur kostenlosen Einrichtung und Verwaltung von Mailinglisten und Infobriefen und übten das Arbeiten mit dem Mozilla Composer. Am letzten Tag wurde eine eigene kleine Webseite erstellt.

E.H.

"Berlin und Deutschland heute"

 Zum ersten Mal veranstaltete der DAAD in diesem Sommer in Berlin ein Fortbildungsseminar für Ortslektoren unter dem Titel "Berlin und Deutschland heute". Das Angebot richtete sich an Hochschullehrer, die an ausländischen Universitäten Germanistik oder Deutsch als Fremdsprache unterrichten und vom DAAD nicht anderweitig unterstützt werden und meist auch nicht vom DAAD vermittelt worden sind. An dem Seminar in Berlin vom 31. Juli bis 4. August nahmen 22 Personen teil, die zur Hälfte aus Italien gekommen sind. Der Rest kam aus England und Frankreich, zwei aus Japan und einer aus Korea, ein Teilnehmer kam aus Athiopien. Da ich zur Zeit in meinem Magisterkurs die Rolle Berlins als bedeutendes Kulturzentrum um die vorletzte Jahrhundertwende und in den zwanziger Jahren behandle und das neue Berlin, das nach der Wiedervereinigung entstanden ist, noch nicht kannte, kam mir das Angebot sehr gelegen. Es hat sich gelohnt, soviel möchte ich vorausschicken, und ich kann das Ortslektorenseminar wirklich weiterempfehlen und zur Teilnahme raten, wenn auch einige Kritikpunkte anzubringen sind, die wohl auch darauf zurückzuführen sind, dass es sich um ein Pilotprojekt handelte.

Der offizielle Teil begann am Freitag, den 1. August mit einem Vortrag von Herrn Hallen, einem freiberuflichen Mitarbeiter des Goethe-Instituts Inter Nationes, mit dem Thema "Berlin - Chancen der neuen Bundeshauptstadt im erweiterten Europa". Dieser Vortrag war, wie auch der Rest des Programms, zwar etwas architekturlastig, aber durchaus erhellend, da am Beispiel des Potsdamer Platzes der Wandel Berlins von den Zwanziger Jahren durch Weltkrieg und Spaltung bis zum Neuaufbau nach der Wiedervereinigung eindrücklich dargestellt wurde. Vermisst wurden Hinweise auf die neue politische Rolle Berlins und Deutschlands in einem veränderten Europa sowie das zunehmende Gewicht Deutschlands in einem sich einigen Europa und seine Ausstrahlung auf ein im Wandel begriffenes Osteuropa, kurzum Argumente gegen den Rückgang des Studiums der deutschen Sprache in Japan und Korea.

Der Rundgang nach dem Mittagessen durch die sog. "Spandauer Vorstadt" Berlin-Mittes, nicht mit dem gleichnamigen Berliner Stadtteil zu verwechseln, mit den Hackeschen Höfen und einer Gedenkstätte für Naziopfer zeigte zwar viele Veränderungen seit der Wiedervereinigung, aber doch gleichzeitig sehr viel mehr von dem sprichwörtlichen Grau der DDR-Zeit als man nach 13 Jahren erwarten sollte. Es heißt, dass Wendelin Wedeking sich japanischer Rationalisierungsingenieure bedient habe, um die Wende im Porsche-Werk herbeizuführen, vielleicht sollte die Stadt Berlin auch ein paar japanische Spezialisten einstellen, falls sie sich die bei ihrem horrenden Defizit überhaupt leisten kann. Die allgegenwärtigen Graffiti und die überraschend vielen Bettler in öffentlichen Verkehrsmitteln, Restaurants und auf der Straße trugen ebenfalls nicht zur Verschönerung des Stadtbildes bei. Auch bezeugten viele leer stehende Ladenlokale die gegenwärtige schwierige wirtschaftliche Lage. Die Stadtrundfahrt am nächsten Morgen bestätigte im Wesentlichen das bereits Gesehene und auch der Dia-Vortrag über "Uberflüssige Städte? Ostdeutschland als Labor" von Herrn Kil, einem Architekten, widmete sich dem gleichen Thema. Der abendliche Kabarettbesuch, bei dem viele Anspielungen auf aktuelle deutsche Medienereignisse zwangsläufig an dem Weithergereisten vorbeigingen, diente zur Demonstration der sprichwörtlichen Toleranz der Berliner auch gegenüber vulgären Geschmacklosigkeiten. Die Ausstellung "Idee Europa" am nächsten Morgen war im Anbau des Historischen Museums untergebracht, den der Architekt Pei entworfen hatte. Ob er sich dabei auch wie bei seinem spektakulären Bau der Bank of China in Hongkong von den Prinzipien des Feng Shui hat leiten lassen, ist nicht bekannt, sollte es der Fall gewesen sein, hat es weder dem Bau noch der Ausstellung geschadet. Am Nachmittag fand die Besichtigung der Reichstagskuppel statt. Manche Teilnehmer zogen, nicht nur wegen der Hitze, das Jüdische Museum vor. Am nächsten Morgen wurden das DAAD-Fortbildungsprogramm und insbesondere das Programm für sog. "High-Potentials" und internationale Studiengänge in englischer Sprache mit Bachelor oder Master-Abschluss in Deutschland vorgestellt. Es ist dem Vortragenden nicht ganz gelungen, seinen Zuhörern zu vermitteln, warum ausländische Studierende in Deutschland auf Englisch studieren sollen, wenn sie dafür künftig auch Studiengebühren zahlen sollen und keine mit Ländern wie Australien vergleichbare Betreuung genießen. Hier besteht offensichtlich noch Nachholbedarf, sowohl was die Informationen wie auch die Betreuung betrifft. Uber Letztere hatten die Teilnehmer des Sommerseminars für Ortslektoren gewiss keinen Anlass zur Beschwerde. Wir waren in einem guten Hotel am Kurfürstendamm untergebracht, das auch von den Hotels in asiatischen Großstädten etwas verwöhnten Ansprüchen gerecht wurde. Das Programm war gut konzipiert und wenn es etwas einseitig auf Gebäude ausgerichtet war, so lässt sich entgegenhalten, dass eine Stadt nun einmal aus Häusern besteht. Ergänzungen sind möglich und scheinen auch nötig, damit die kulturellen, wissenschaftlichen und sozialen Aspekte der Stadt, des Landes und seiner Sprache besser gewürdigt werden und von den Teilnehmern an ihre Studenten vermittelt werden können. Die Organisatoren, Frau Lüdtke und Frau Panske vom DAAD, den Referenten Herrn Hallen und Herrn Kil, sowie Herrn Wagner, der die Stadtrundfahrt leitete, gebührt Lob und Dank für ihre Mühe. Neben dem Programm sollten auch die vielen Gespräche am Rande zwischen den Teilnehmern nicht unerwähnt bleiben, die viele Anregungen für die tägliche Arbeit und interessante Einblicke in die Arbeitsbedingungen in den verschiedenen Ländern brachten.

Wolfgang Nitz

 Studium in Japan

 Eine andere Perspektive auf den Deutsch-Unterricht

 Bei der Aufnahme eines Untergraduierten-Studiums in Japan stellen Unterschiede im Bildungssystem und finanzielle Probleme für Nicht-Stipendiaten eine weitaus größere Hürde dar als die zu bestehende Sprachprüfung und die fachliche Aufnahmeprüfung. Hier zunächst ein paar Aspekte und Informationen nicht nur für interessierte Studenten, sondern auch für all diejenigen, die einen akademischen Austausch auf dieser Ebene realisierbarer machen wollen.

Das universitäre Grundstudium in Japan enthält viele Pflichtveranstaltungen, die der Allgemeinbildung dienen und der deutschen gymnasialen Oberstufe entsprechen. Auch wenn man, wie bei mir, in das 3. Studienjahr des Untergraduiertenstudiums eingestuft wird, werden die in Deutschland bereits auf dem gleichen Gebiet erbrachten Schul- und Studienleistungen fast überhaupt nicht anerkannt. Deshalb musste ich zum Beispiel Lehrveranstaltungen wie Sport, 2. Fremdsprache (Chinesisch), Naturwissenschaften ("Geschichte der Dinosaurier", Astronomie), Statistik etc. belegen, so dass sich die Studienzeit um ein Jahr gegenüber der regulären Studienzeit verlängerte, bis ich alle erforderlichen Leistungen erbringen konnte.

Es ist daher dringend erforderlich, dass allgemein gültige Abkommen zwischen Deutschland und Japan geschaffen werden hinsichtlich der Anerkennung von Fächern aus der gymnasialen Oberstufe, wie z. B. zweite Fremdsprache, Sport etc. Mir wurden lediglich ein paar Studienleistungen aus meinem Studium in Bochum anerkannt, wobei es aber auch Probleme gab, da sogenannte "Sitzscheine" ohne Benotung aus Deutschland nur mit 60 Punkten (Note C) bewertet wurden, zwecks Erzielung einer ansprechenden Abschluss-Durchschnittsnote deren Wiederholung also auch unumgänglich war.

Eine Anfrage beim DAAD im Hinblick auf Abkommen über Anerkennung wurde damals mit geringem Interesse an Nicht-Stipendiaten kurzangebunden beschieden und bei der deutschen Botschaft war kein anderes Beispiel für einen deutschen Studenten im Untergraduierten-Studium bekannt, so dass man es der Universität überlassen musste.

Die für die Sprachprüfung erforderlichen Sprachkenntnisse reichen natürlich bei weitem nicht aus, um die Vorlesungen zu verstehen. Zum Glück zählten aber in den allgemeinen Vorlesungen eigentlich nur die Ergebnisse der Klausuren, auf die man sich ja vorbereiten konnte. So habe ich aus den eigenen und den Aufzeichnungen meiner - übrigens sehr kooperativen - Kommilitonen die möglichen Antworten für die Klausur vorbereitet, den Text mehrmals geschrieben und auswendig gelernt. Bei den Klausuren musste dann möglichst schnell so viel wie möglich auf die bekannten B4-Bögen geschrieben werden. Dabei machte vor allem die Geschwindigkeit des Schreibens und das Fachvokabular zu schaffen. Im Nachhinein betrachtet war es sozusagen das Abi nochmals auf Japanisch, und damit eine sehr gute Möglichkeit, die Sprache in Wort und Schrift wirklich auf breiter Basis zu erlernen. Aber es brauchte schon zwei Jahre nach Uni-Eintritt bis ich wirklich mit dem Studium im Japanischen zurechtkam. Es gab daher auch Kurse, bei denen ich mit 59 Punkten durchgeflogen bin, aber im Allgemeinen haben die Dozenten und Professoren mir doch sehr geholfen.

Obwohl mich meine Eltern unterstützten, war die finanzielle Frage eine sehr schwierige. Für ausländische Studenten wurden die Studiengebühren um ein Drittel ermäßigt (an meiner Uni z.B. von 900 000 auf 600 000 Yen). Diese Regelung galt bei Verlängerung der Studienzeit jedoch nicht mehr. Und Stipendienanträge waren für Untergraduierte an einer privaten Uni vollkommen aussichtslos.

Weil ich daher jeden Abend und jeden Samstag und Sonntag Geld für mein Studium verdienen musste, hatte ich leider wenig Gelegenheit, an dem normalen Studentenleben außerhalb des Unterrichts, wie z. B. den Klubs, teilzunehmen. Ich arbeitete an einer der vielen "Schulen in Bahnhofsnähe", wo damals zum Glück weniger ein Uni-Abschluss zählte, als die Tatsache blond und blauäugig zu sein. Es war zwar hart verdienter Reis, wenn man die stundenlangen Fahrtzeiten (jeden Tag zu einem anderen Campus) und den Stundenlohn von 1500 Yen pro 45 Min.-Einheit für Deutsch im Fließbandsystem mit 5 Minuten Pause bedenkt. Trotzdem war ich glücklich die Arbeit zu haben, da ich sonst für den halben Lohn bei einer Tankstelle oder Nudelsuppen-Küche hätte arbeiten müssen, wie die meisten meiner asiatischen Kollegen.

Der Unterricht an der Uni verlief so, wie es gemeinhin bekannt ist. Die Anwesenheit ist wichtig. Die Lehrveranstaltungen zur Allgemeinbildung waren meistens einseitige Vorlesungen und die Rolle der Studenten war auf zuhören oder der Reihe nach antworten, bei Fremdsprachen übersetzen, beschränkt. Die Hauptsache waren ja wie bereits erwähnt die Klausuren. Die Kommilitonen verhielten sich daher eher ruhig und passiv und auch ich antwortete eigentlich nur, wenn ich dazu aufgefordert wurde. In den Fach-Seminaren ab dem 3. Studienjahr gab es dann aber schon Gruppenarbeit, darunter auch sehr interessante Projekte, wie z. B. bestimmte literarische Quellen in den Tempeln Kyotos aufzuspüren. Es gab auch Vorträge der Studenten und vereinzelt Diskussionen, deren Leitung jedoch noch stark dem Lehrer überlassen war.

Das ruhige Verhalten japanischer Studenten ist nicht unbedingt als Desinteresse zu verstehen. Studenten, die etwas erreichen möchten, lernen intensiv, oft in gleichgeschlechtlichen Gruppen mit anderen Kommilitonen zusammen. Gute Studenten werden nicht (wie in Deutschland) als "Streber" bezeichnet, sondern bewundert und um Hilfe gebeten. Konkurrenzdenken unter den Studenten tritt eigentlich erst im Postgraduierten-Studium auf.

Vom Lehrer wird erwartet, dass er sein Fach beherrscht und dass er weiß, was die Studenten können und was nicht. Das ist aber bei Klassen über 20 leider eine unlösbare Aufgabe. Fehler werden zwar bemerkt, nur leider oft nicht direkt aufgezeigt. Da ja vor der Klausur immer noch Zeit ist den Stoff zu lernen, wird es oft nicht als notwendig betrachtet, den Lehrer zu unterbrechen um Fragen oder Unklarheiten zu klären. Wenn überhaupt, geschieht dies nach dem Unterricht.

Nach 3 Jahren und Abschlussarbeit hatte ich dann endlich meinen Bachelor. Dieser wäre in Deutschland wiederum nur als Abschluss des Grundstudiums angerechnet worden, d. h. ich wäre wieder da gewesen, wo ich aufgehört hatte. Womit wir auch wieder am Anfang dieses Artikels, nämlich bei den Problemen der Anerkennung, wären. Ich hatte mich daher schon vorher entschlossen in Japan weiterzustudieren und für die nächste Aufnahmeprüfung vorbereitet. Im Magister- und Doktorkurs an der staatlichen Uni Osaka gab es nun endlich auch Möglichkeiten für Stipendien (jedoch nur von japanischer Seite, da ich in Deutschland wohl nicht mehr richtig einzuordnen war ...).


Abschluss: Teja Ostheider

 Perspektive für den Deutsch-Unterricht in Japan

Als Hauptaufgabe des Fremdsprachenunterrichts in Japan sehe ich das Erlernen des Fremdsprachenlernens als solches gemeinsam mit der Entdeckung der eigenen Fähigkeiten, in einer fremden Sprache zu kommunizieren. Hierzu ist zunächst die Vermittlung der Fähigkeit zu einem interaktiven Unterricht sehr wichtig. Das ist etwas, das in der japanischen Schule und Universität sehr selten geübt oder erlebt wird. Es sind deshalb weniger kulturelle Probleme, wie oft so leicht behauptet, als vielmehr die fehlende Erfahrung eines Unterrichts, an dem man aktiv und gestaltend teilnimmt. Partner- und Gruppenarbeit ist nach meiner Erfahrung bei den Studenten sehr beliebt, da sie die Möglichkeit eines nicht direkt vom Lehrer oder der ganzen Klasse kontrollierten Gebrauchs der Sprache bieten. Bei Studenten, die unsicher oder ablehnend auf diese Methode reagieren, habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein kleiner Small-Talk mit der betreffenden Gruppe (bei Anfängern ruhig auf Japanisch), der von belanglosen Themen langsam aber sicher auf die eigentliche Aufgabe hinführt, nachher zur erfolgreichen Durchführung der Ubung führt.

Unverzichtbar ist die Kommunikation zwischen Lehrer und Studenten. Wie will man Kommunikationsfähigkeit in einer fremden Sprache vermitteln, wenn man selbst nicht mit den Studenten kommuniziert (kommunizieren kann)? Die Studenten müssen merken, dass die ausländischen Fremdsprachenlehrer sie verstehen und auf sie eingehen können und nicht bloß Kassettenrekorder der in Japan gern eingesetzten Marke "Native Speaker" sind. Es ist daher wichtig, sich als Außenstehender ausgiebig über die Lebens- und Studienbedingungen japanischer Studenten zu informieren, statt sie nur zu kritisieren. Der erste Schritt zu einem interaktiven Unterricht ist getan, wenn die Studenten beginnen, von selbst Fragen zu stellen und Anregungen zu geben. Diese Vorbereitung erfordert oft viel Geduld und Zeit, die in Kursen in Deutschland meist nicht notwendig sind. Auch dem kleinen Gespräch zwischen Lehrer und Student am Ende des Unterrichts ist daher große Bedeutung beizumessen.

Hier auch ein Wort zum Uni-System. Die 2. Fremdsprache ist bekanntlich meistens obligatorisch. Dies sind ganz andere Voraussetzungen als z. B. bei einem Intensivkurs am Goethe-Institut. Wer hat schon in der Oberstufe alle Fächer gleich gerne gemacht? Daneben können viele Studenten nicht die Fremdsprache lernen, die sie ursprünglich gewählt haben. Das ist sehr schade. Ich hatte oft Studenten, die z. B. eigentlich Chinesisch machen wollten. Es schützt zwar nicht unbedingt unsere Arbeitsplätze, aber aus meiner Sicht als Soziolinguist gesehen, sollte bei der 2. Fremdsprache mehr Auswahl angeboten werden und vor allem mehr Gewicht auf asiatische Sprachen, z. B. auf das dem Japanischen verwandte Koreanische, gelegt werden.

In den ein oder zwei Jahren Deutschunterricht, der neben allgemein bildenden Fächern aus allen Bereichen der Geistes- und Naturwissenschaften läuft, kann man nicht erwarten, dass sich die Studenten hauptsächlich auf diesen Unterricht konzentrieren. Für Dozenten, die hochmotivierte Studenten mit Interesse an Deutsch erwarten und sich so viel Mühe geben, diesen ihre Muttersprache zu vermitteln, bringt das meistens Frustration und herbe Enttäuschung. Studenten, die wirklich Deutsch lernen möchten (aus welchem Grund auch immer) werden sowieso einen Intensivkurs wählen oder außerhalb der Uni selbstständig lernen müssen, da ein- oder zweimal Unterricht pro Woche mit 30 oder 40 Leuten in der Klasse kaum effizient sind.

Dies sollte uns aber keineswegs von dem oben genannten Ziel ablenken, das nicht weniger hohe Ansprüche an die Lernenden und Lehrenden stellt, nämlich ein Interesse an der Kommunikation in einer fremden Sprache zu vermitteln und dabei zu helfen, die eigenen Fähigkeiten darin zu entdecken und zu entwickeln. Hierzu kann der Deutschunterricht einen sehr großen Beitrag leisten, da er Kontakt mit einer neuen Fremdsprache bietet, die ganz von Anfang an gelernt werden kann. Also frei von allen Voreingenommenheiten und Abneigungen, die durch den meist sehr theoretischen und einseitigen Englischunterricht an den Oberschulen entstanden sind.

Teja Ostheider ([email protected]) und M.G.S.

 Gute Besserung!

Wenn ein Krankenhausaufenthalt zum interkulturellen Erlebnis wird

Japan gilt als eines der medizinisch höchstentwickelten Länder der Welt. Auch ich bin in den Genuss echten chirurgischen Könnens gekommen (ich hatte mir einen Leistenbruch zugezogen), was sicherlich einer der Hauptgründe für meine rasant schnelle Genesung war und ist. Dennoch möchte ich an dieser Stelle über ein paar Gegebenheiten berichten, die mich sehr nachdenklich gestimmt haben.

Nachdem ich ins Krankenhaus eingewiesen worden war, kamen die Erklärungen zu den Vorbereitungen auf die Operation, zur Narkose, zur OP selbst, zu den zu erwartenden Nachwirkungen, möglichen Risiken etc. etc. Für die Narkose hatte man für mich die Rückenmarksnarkose ausgewählt, da sie für den Körper leichter zu verdauen sei. Sowohl der Anästhesist als auch die Narkoseschwester schilderten mir die Vorteile dieser Narkoseform in den leuchtendsten Farben. Und zur Krönung erklärten sie mir, ich könne eine Kassette, bzw. CD, bzw. MD mit meiner Lieblingsmusik mitbringen. Vor der Einfahrt in den OP der Narkoseschwester überreicht, könne ich, da ich ja während der gesamten OP bei vollem Bewusstsein bliebe, mir so auf angenehme Weise die Zeit vertreiben. Alle Erklärungen, inklusive Musik-Service, gab man mir sogar schriftlich. Ich fand das eine wirklich irre Idee. Während der Chirurg sein Messer an mir wetzt, schwelge ich im siebten Musikhimmel! Doch die Wahrheit ist, kaum erklangen die ersten Takte, jagte mir die Narkoseschwester eine Spritze in den Arm. Als im nächsten Moment der Anästhesist die Rückenmarksnarkose setzte und ich absolut nichts davon spürte, forderte ich: "Geben Sie mir sofort mein Bewusstsein zurück. Ich will nicht einschlafen." Dann war das nächste, an das ich mich erinnern kann, wie die Narkoseschwester neben mir stand und meinen Namen rief. - Von ganz, ganz weit weg. Und dann: "Wir sind fertig!", "Fertig? Womit?", "Na, mit Ihrer Operation!"

Auf eine Erklärung dieses Sinneswandels der Arzte warte ich bis heute. Noch nicht einmal meinen Mann, der auf Anweisung der Arzte brav vor der OP gewartet hatte, damit, im Falle des Falles, ein Familienmitglied um seine Zustimmung gefragt werden könne, hatten sie informiert, geschweige denn seine Zustimmung eingeholt

Frisch operiert sollte ich dann eine Erklärung unterschreiben, dass ich in ein teureres Zimmer verlegt werden WOLLE. Das entsprechende Formular schimpft sich tokubetsu ryôyô kankyôshitsu nyûshitsu m ôshikomisho. Bei der Einweisung ins Krankenhaus, eineinhalb Tage zuvor, war keine Rede davon, dass alle 0-8-15 Zimmer überfüllt seien. Dies scheint in Japan durchaus kein Einzelfall zu sein. Wäre kein Problem, solange die Kasse dafür aufkommt. Tut sie aber nicht. Den Aufpreis muss der Patient selbst tragen. - Das behauptete zumindest das Krankenhaus. Es trägt doch nichts besser zur schnellen Genesung bei, als Ruhe, Ruhe und nochmals Ruhe direkt nach der OP! (Mein kleiner Aufstand hatte jedoch bewirkt, dass ich nach vier Tagen wieder in ein billiges Zimmer zurückverlegt wurde.)

Zur Visite brachte der Arzt dann ein Bündel Tabletten mit: 2 Wochenrationen, täglich drei von jeder Sorte, macht je 21 Stück x 2 Wochen = 42 Stück. Als ich auf Nachfrage erfuhr, dass es sich bei der einen Sorte um ein Abführmittel und bei der anderen um ein fiebersenkendes Mittel handelte, wurden wir uns schlagartig unsympathisch. Die Abführmittel verweigerte ich gänzlich. Schließlich hatte ich noch nie Darmprobleme. Die medizinisch hieb- und stichfeste Begründung, JEDER Patient leide nach einer OP unter Verstopfung, sagte mir dann, dass der Arzt vielleicht doch noch etwas jung sei... Die Fiebersenker verursachten mir auf der Stelle Kopfschmerzen, was der Arzt mir zwar nicht glaubte, mich jedoch beruhigte, er würde mir gleich Kopfschmerztabletten holen... Und als ich der Nachtschwester, die mir völlig selbstverständlich und ohne zu fragen eine Schlaftablette verabreichen wollte, ebenfalls eine Abfuhr erteilte, hatte ich meinen Ruf als "hen-na gaijin" sicherlich weg.

Apropos Fieber. Die Vorstellung diesbezüglich ist in Japan und Deutschland offenbar unterschiedlich. Obwohl das Fieberthermometer am Abend nach der OP bei mir läppische 37,6 anzeigte, fielen die japanischen Arzte bald in Ohnmacht, als ich die fiebersenkenden Mittel wieder ablehnte. Im Nachhinein weiß ich jedoch, dass ich richtig gehandelt habe, denn das war die höchste Temperatur, die bei mir während des gesamten Krankenhausaufenthaltes gemessen wurde. Es wäre somit eine für den Körper völlig unsinnige Belastung gewesen, hätte ich diese Tabletten geschluckt.

Das nächste Problem ergab sich dann, weil das Krankenhaus zwar auf stetes Drängen hin schließlich bereit war, die Tabletten zurückzunehmen, doch den Betrag nicht von der Rechnung streichen wollte. Da jedoch der Einlauf vor der OP für meine Körperkonstitution ganz offensichtlich zu stark gewesen war, hatte er die mir in der nun folgenden Diskussion zu Gute kommende Nebenwirkung gezeigt. Mein Körper hatte direkt nach der OP statt der vorausgesagten Verstopfung unbeschreiblichen Durchfall entwickelt. Somit hatte ich den Arzt bei einem Behandlungsfehler ertappt. Und auch die Notwendigkeit der fiebersenkenden Mittel hatte mein Körper ad absurdum geführt, so dass das Krankenhaus letztlich doch korrekt abrechnete. Eine Rückzahlung der Medikamenten-Ausgabegebühr, die die hausinterne Apotheke einstreicht, war jedoch nicht möglich.

Fast exakt 24 Stunden nach der OP kam der oben bereits erwähnte, behandelnde, junge Arzt zum Pflasterwechseln. Was jedem Laien eine Selbstverständlichkeit, war diesem zartfühlenden Menschen offenbar nicht klar, dass nämlich eine frische Wunde wir ein rohes Ei zu behandeln ist. Der Arzt riss das Pflaster hoch, ich das Bein und quetschte damit die Wunde. Dies brachte mir keinesfalls eine Entschuldigung ein, nein, ganz im Gegenteil, einen Rüffel habe ich mir eingehandelt. Wenn ich so mit der frischen Narbe umginge, müsse ich mich nicht wundern, wenn die Leiste wieder breche. Dieser Vorfall fand keinen Eingang in meine offizielle Krankengeschichte, obwohl er ein Nachspiel hatte, denn ich hatte mir dabei einen Nerv so unglücklich geklemmt, dass ich nicht mehr kriechen konnte. Die Schmerzen glaubte mir der Arzt nicht und erst nach drei Tagen, als ich die Geduld verlor, schickte ein anderer Arzt schließlich den Orthopäden vorbei, der mir erstens die Schmerzen glaubte und zweitens mein Bein wieder einrenkte und damit den gequetschten Nerv befreite.

Einige Tipps

Allen Kolleginnen und Kollegen beste Gesundheit wünscht Elke Hayashi


 DAAD Fachtage in Tokyo

 Vom 7. bis 9. November fanden in Tokyo die DAAD- Fachtage statt zum Thema

 "Aufbau, Verwaltung und Entscheidungsstrukturen an japanischen Universitäten"

Die Einladung vom DAAD-Tokyo stieß mit 31 Anmeldungen (wie auch schon im letzten Jahr) auf großes Interesse seitens der Lektoren. Sicherlich lag dies zum einen an der Aktualität des Themas, das natürlich vor allem im Rahmen der Privatisierung der staatlichen Universitäten ab April 2004 diskutiert wurde. Zum anderen mag aber auch die großzügige finanzielle Unterstützung des DAAD überzeugend gewirkt haben. So zog es dann auch relativ viele "Provinzler" nach Tokyo "hinauf".

Das Programm begann am Freitag Abend mit einem gemeinsamen Essen im Restaurant Kreisel in noch relativ kleinem Kreis. Auch am Samstag hatten die Teilnehmer weitere Gelegenheiten in der langen Mittagspause, beim Abendessen sowie bei einem abschliessenden Mittagessen am Sonntag in einem sehr schönen China-Restaurant sich zu den verschiedensten fachlichen Themen auszutauschen. Soweit ich es beobachten konnte, wurde diese Möglichkeit auch viel genutzt. Ich bekam vor allem einen guten Uberblick über die Unterrichtssituationen einiger Kollegen, die sich oft doch erheblich mehr von den eigenen Erfahrungen unterscheiden, als man gemeinhin annimmt. Unterricht am germanistischen Seminar, in der allgemeinen Bildung oder als Intensivkurs für Nicht-Germanisten, kleine Gruppen, große Gruppen, etc. Die Themen und Probleme sind bei weitem nicht neu, aber immer wieder interessant zu diskutieren. Im Gegensatz zu den meist doch sehr hektischen Lektorentreffen finde ich die Fachtage ein ideales Programmformat, um neben der Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Schwerpunktthema die anderen Lektoren und ihre Arbeit genauer kennen zu lernen.

Die 6 Vorträge von japanischen Professoren und Professorinnen (Prof. Dr. Yoshiki Mori, Universität Tsukuba: Organisationsfragen: Zum Aufbau staatlicher Universitäten, historischer Abriss; Prof. Dr. Yoichi Nishikawa, Universität Tokyo: Entscheidungen auf Fakultätsebene; Prof. Kimiko Murakami, Waseda Universität: Mehr Freiheiten? Der Aufbau privater Universitäten am Beispiel der Waseda Universität; Prof. Susumu Zaima, Tokyo University of Foreign Studies: Germanistik in Bedrängnis? Veränderungen und Einflussmöglichkeiten auf Universitätsebene; Prof. Dr. Masahisa Deguchi, Ritsumeikan Universität Kyoto: Die Verwaltung internationaler Wissenschaftsbeziehungen; Prof. Dr. Seigo Hirowatari, Universität Tokyo: hôjinka: Strukturerneuerung der staatlichen Universitäten) waren thematisch ein interessanter Mix. So wurden zum Beispiel die historische Entwicklung der Universitäten, Entscheidungsstrukturen, die spezielle Situation der Germanistik, die Unterschiede zwischen staatlichen und privaten Universitäten, die Verwaltungsaufgaben bei internationalen Wissenschaftsbeziehungen sowie Strukturerneuerung der staatlichen Universitäten behandelt. Hier nur einige Zahlen und Stichworte: 74% aller 4-Jahres Studenten studieren an privaten Unis. Die privaten Unis unterscheiden sich oft gewaltig in ihren jeweiligen Entscheidungs- und Machtstrukturen. Da sich die Privatuniversitäten zu einem großen Teil durch die Gebühren der Aufnahmeprüfungen finanzieren, schmerzen sinkende Bewerberzahlen besonders. Der Anteil ausländischer Studierender an japanischen Unis beträgt ca. 3 %; von diesen kommen wiederum 15 % aus Europa. Einen relativ hohen Ausländeranteil von 8 % hat die Tokyo Universität. Die Studiengebühren an staatlichen Universitäten betragen durchschnittlich ca. 500.000 Yen im Jahr; private Universitäten wie die Ritsumeikan Universität oder die neuen Law Schools verlangen ca. 900.000 Yen.

Zur Sprache kamen auch Themen wie die Bildung von Ausschüssen, Haushaltsplanung, die Center of Excellence (COE), die neuen Law Schools sowie die Veränderungen durch die Strukturerneuerung der staatlichen Universitäten (hôjinka). Dabei steht der neu definierten und verstärkten Machtstellung des Rektors die Erlangung des Streikrechts der dann im privaten Arbeitsverhältnis stehenden Mitarbeiter gegenüber (vom "kômuin" zum "hikômuin"). Auf die hôjinka soll hier nicht noch einmal genauer eingegangen werden. Wer sich darüber informieren möchte, kann dies im Artikel "Zur Umwandlung der staatlichen Hochschulen in selbständige Körperschaften" von Andreas Kasjan im Lektorenrundbrief Nr. 18 nachlesen. Informativ ist auch der auf den Fachtagen verteilte Artikel "Hochschulentwicklung und -reformen in Japan und Deutschland" aus dem Band 49 der Veröffentlichungen des Japanisch-Deutschen Zentrums Berlin.

Intern wurde wie auch schon auf dem Lektorentreffen in Sendai weiter über die sehr unterschiedlichen Ausschreibungen der neu zu besetzenden DaF-Lektoren-Posten an den bei Arbeitsbeginn dann nicht mehr staatlichen Universitäten diskutiert. Während man sich zum Beispiel in Kôchi wieder für einen befristeten Vertrag entschieden hat, wurde die Stelle in Fukushima unbefristet ausgeschrieben. Die Gehälter werden aufgrund des Gehaltssystems für japanische Angestellte festgesetzt. Während man in Kochi und Fukushima an 6-7 Wochenstunden festgehalten hat, plant man anscheinend in Niigata, die Stundenzahl zu verdoppeln. Diese Beispiele zeigen sehr deutlich, dass die bisher einheitlich vom Mombukagakusho kontrollierten gaikokujin kyôshi-Stellen durch die Privatisierung wohl endgültig der Vergangenheit angehören. Die jeweiligen Machtstrukturen in den einzelnen Universitäten werden entscheidend sein hinsichtlich der Frage, ob eine Stelle überhaupt wieder neu besetzt wird und wenn ja, wie sie konkret ausgestaltet werden soll.

Regelmäßiger Informationsaustausch auf der mailing- Liste ist meiner Meinung nach deshalb wichtiger denn je. Die laufende Diskussion hat schon gezeigt, worauf man in Zukunft bei einer erfolgreichen Bewerbung "gefasst" sein muss.

Ein großes Dankeschön geht an den DAAD-Tokyo und natürlich besonders an Mechthild Duppel-Takayama, die ihre "letzten" Fachtage wunderbar organisiert und geleitet hat. Ganz herzlich möchte ich mich auch noch einmal im Namen aller Teilnehmer bei den Vortragenden bedanken, die sich während der arbeitsintensiven Novemberwochen bereit erklärt hatten, ihren deutschen Kollegen einen besseren Einblick in die oft recht schwer verständlichen japanischen Unistrukturen zu geben.

Kirstin Pagels

 Füllen des "Missing-Link"

Eindrücke einer österreichischen DaF-Praktikantin

"Hallo, Petra. Wie geht's?"
"Mir geht es gut. Und wie geht es dir?"
"Prima."

So gestaltete sich ein kleines Gespräch mit einer "ichinensei"-Studentin schon nach den ersten gemeinsamen Unterrichtsstunden, als ich ihr auf dem Unicampus begegnete. So mancher mag denken - ja, und? - Doch ist diese Offenheit einer japanischen Studentin einer ihrer sensei gegenüber nach so kurzer Zeit nicht doch außergewöhnlich? Würde sie einer anderen sensei auch so spontan begegnen und die eben erworbenen mündlichen Sprachkenntnisse in der Praxis anwenden?

Es war mein Wunsch, nach Japan zu kommen: ich erwartete ein Land voller Widersprüche. Dieses Bild hatte ich aus zahlreichen Romanen und Filmen gewonnen. Diese Widersprüchlichkeit habe ich schließlich auch erfahren: je nach persönlicher Verfassung hat sie bei mir Irritation oder Faszination hervorgerufen. Ich habe meine Zeit in Japan sehr genossen.

Den Unterricht hatte ich mir recht schwierig vorgestellt. Nach einer kurzen Hospitationsphase konnte ich Unterrichtseinheiten selbstständig planen, vorbereiten und durchführen. Das Unterrichten selbst war nicht immer ganz einfach, da vor allem das Feed-back der Studierenden gering war, und ich deshalb oft nicht einschätzen konnte, inwiefern mein Unterricht motivierend wirkte. Viele positive Rückmeldungen außerhalb des Unterrichts und noch jetzt rege E-Mail-Kontakte bestätigen jedoch meine Unterrichtsversuche.

Deutsch als Fremdsprache kann in Wien im Rahmen des Germanistikstudiums (einziger Lehrstuhl für DaF) sowie in Graz in Form eines Universitätslehrgangs studiert werden; in Salzburg und Innsbruck werden einzelne DaF-Lehrveranstaltungen von den dortigen Germanistik-Instituten angeboten.

Das Studium hat sowohl einen theoretisch-wissenschaftlichen als auch einen didaktisch-praktischen Schwerpunkt. Gegen Ende des DaF-Studiums absolvieren viele Studierende dieser Studiengänge ein drei bis fünf Monate dauerndes fakultatives Auslandspraktikum.

DaF-Studenten sollen durch Hospitation und Mitgestaltung des Unterrichts ein kulturfernes Land kennen lernen, und gleichzeitig durch ihr Engagement das Institut für Germanistik des Gastlandes unterstützen. Dieser kulturelle und wissenschaftliche Austausch wird durch Stipendien vom österreichischen Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (für Japan 500 Euro pro Monat sowie Ersatz der Hälfte der Reisekosten) ermöglicht. Darüber hinaus stellt die Dokkyo- Universität ein günstiges Zimmer und ist bei sämtlichen organisatorischen Fragen behilflich.

Die vorhandenen Praktikumstellen und die Rahmenbedingungen an den jeweiligen ausländischen Instituten sind das Resultat persönlicher Kontakte von engagierten Personen, im Falle der Dokkyo-Universität zwischen Herrn Prof. Kakinuma und Herrn Prof. Krumm. Die Universität im Gastland bestimmt, in welchem Ausmaß der Praktikant / die Praktikantin in die Lehre miteinbezogen wird, d. h. von der Mitarbeit an einzelnen Unterrichtsstunden bis zu vier Einheiten eigenverantwortlichem Unterricht ist alles möglich.

Der größte Wert eines Praktikanten / einer Praktikantin für die Universität liegt meiner Meinung nach im Füllen des "missing link" zwischen Studierenden und Lehrenden. Ein/e Praktikant/in steht dazwischen und kann Brücken schlagen. Ich hatte den Eindruck, dass die Studenten bei mir - da selbst noch Studentin - eine deutlich geringere Hemmschwelle beim Sprechen hatten. Im Unterricht machte ich mir diese relativ hohe Sprechbereitschaft zunutze, indem ich verschiedene Sprechimpulse durch Interviewübungen, Bilder und Popsongs setzte. Wir wagten uns unter anderem an das philosophische Thema "Mensch sein " auf Basis des gleichnamigen Liedes von Herbert Grönemeyer: Jeder/e Student/in sollte niederschreiben, was für ihn/sie "Mensch sein" bedeutet. Indem ich Textpassagen des Originaltextes durch die Kommentare der Studenten ersetzte, entstand daraus unser individueller Song, den wir abschließend auch gemeinsam sangen. Auch außerhalb des Unterrichts entwickelten sich schlicht aus dem Bedürfnis vieler Studierender "einfach mal Deutsch zu sprechen" wertvolle Freundschaften, die mir u. a. einen differenzierten Einblick in die japanische Alltagskultur ermöglichten.

Da sowohl die Gastuniversitäten als auch die Praktikanten von diesem interkulturellen Austausch profitieren, wäre es sinnvoll in größerem Umfang über solche Praktikantenprogramme nachzudenken.

Petra Gwiss ([email protected])

Zur Person: Studium an der Universität Wien Germanistik mit dem Schwerpunkt Deutsch als Fremdsprache, Geschichte und Angewandte Sprachwissenschaft, DaF-Kurse für Erwachsene seit 2000 an der Volkshochschule Brigittenau, März bis Juli 2003 Praktikum an der Dokkyo-Universität. Derzeit Arbeit an der Diplomarbeit mit dem Thema "Neologismen in der deutschen Computersprache. Eine struktur- und soziolinguistische Analyse."

 

Didaktikecke

 

Unterrichtsidee: Herbert Grönemeyer, "Mensch"

Die Frage "Mensch sein", "Was ist der Mensch?" geht uns allen durch den Kopf. Das derzeit alle Rekorde brechende Lied von Herbert Grönemeyer eignet sich sehr gut, um diese Frage im Unterricht zu thematisieren. Hier stellen wir eine Didaktisierung vor, wie sie für Germanistik-Hauptfach-Studierende im 2. und 3. Studienjahr von uns durchgeführt wurde.

Zuerst haben wir einige Informationen zu Herbert Grönemeyer als Schauspieler und Musiker gegeben. Dann wird das Lied einmal vorgespielt und die Studenten sollen die Stimmung, die ihnen das Lied vermittelt, mit Adjektiven beschreiben: heiter, melancholisch, agressiv, ...

Vor dem zweiten und dritten Hören wird der Text des Liedes ausgeteilt, jedoch sind einige Stellen ausgelassen, die dann beim Hören ausgefüllt werden sollen. Danach wird der Text kursorisch erklärt. Einige Stellen sind schwer zu vermitteln, da es sich um poetische Wortschöpfungen handelt, die nicht im Lexikon zu finden sind, wie etwa "und es ist Sonnenzeit". Ein Ausdruck, der nur aus dem Kontext interpretiert werden kann. Als Ubungseinheit wird dann der Refrain verwendet: "Der Mensch heißt Mensch, weil _________________" - mit dem Ziel eine eigene Formulierung dafür zu finden. Wortwahl, Wortstellung und Länge müssen in den Rhythmus des Liedes passen. Sonst gibt es keine weiteren Vorgaben.

Im Anschluss daran haben wir den Original-Text an den entsprechenden Stellen durch die neuen Definitionen geändert und gemeinsam gesungen, fast wie ein Gospel mit rhythmischen Bewegungen. Es hat allen Beteiligten sehr großen Spaß gemacht.

Das Beispiel des Textes mit 12 "Mensch-Definitionen" von Studierenden des 3. Studienjahres, zusammengestellt von Petra Gwiss und den Originaltext von Grönemayer kann hier als Word-Dokument runtergeladen werden (41 KB): Mensch

Petra Gwiss und M.G.S.

 

 

 Spurensuche "Deutschland in Japan"

Ein Zeitungsprojekt in Vorbereitung auf das Deutschlandjahr 2005/06

 IDEE: mit Studierenden eine deutschsprachige Zeitung erstellen

Studentische Redakteurinnen und Redakteure suchen jeweils in ihrer Region nach Spuren aus Deutschland und gestalten gemeinsam eine Zeitung mit dem Titel "Deutschland in (Name der Stadt / Region)". Das kann innerhalb eines regulären Seminars zum Thema "Kreatives Schreiben" oder "Landeskunde" geschehen.

INHALT: Neben Titelseite, Inhaltsverzeichnis, Impressum und einem gemeinsamen Text aller Redakteurinnen und Redakteure (Editorial: "Die Herausgeber") können verschiedenartige Beiträge zu unterschiedlichen Themen aufgenommen werden, z. B.:

Sprache:

Welche deutschen Wörter haben Eingang ins Japanische gefunden? (Haben Sie auch schon oft vergeblich nach dem Ursprung "mysteriöser Namen" von Geschäften, Speisen oder Getränken gefragt?)

 

Wirtschaft:

Welche deutschen Firmen gibt es Ihrer Umgebung? Welche Rolle spielen deutsche Markenprodukte in Ihrer Stadt / in Japan?

 

Umwelt:

Welche deutschen Umwelttechnologien werden erfolgreich in Ihrer Region umgesetzt? Welche Einrichtungen könnten noch eingeführt werden?

 

Politik:

Welche offiziellen Verbindungen gibt es zwischen Japan und Deutschland (z. B. Städtepartnerschaften, Japanisch-Deutsche Gesellschaften)?

 

Persönlichkeiten:

Welche japanischen Persönlichkeiten aus Ihrer Umgebung wurden in ihrer Karriere durch einen Aufenthalt in Deutschland oder das Erlernen der deutschen Sprache beeinflusst?

 

Kultur:

Welche gemeinsamen deutsch-japanischen Projekte gibt es bei Ihnen in Literatur, Musik und bildender Kunst?

 

Genuss:

Welches deutsche Essen, welche deutschen Getränke sind regional bekannt?

 

Sport:

Für welche Sportarten gibt es ein gemeinsames Interesse? Welche lokalen Sportler haben sich für eine Karriere in Deutschland / welche deutschen Sportler für eine Karriere in Ihrer Umgebung entschieden?

 

Werbung: Für welche deutschen Produkte wird wie geworben?

 

FORM:

Texte:

Alle journalistischen Genres (wie z. B. Nachricht, Reportage, Interview, Kommentar, Kolumne, Porträt, Karikatur, Kurzgeschichte, Comic und Werbung) sind erlaubt bzw. erwünscht!

 

Umfang:

mindestens 4, maximal 12 Seiten

 

Format: DIN A 5, d. h. DIN A 4 in der Mitte gefaltet

 

ZIELE:

LAUFZEIT: bis 31. August 2004

Wenn Sie sich dafür interessieren und bei diesem Projekt mitmachen wollen, wenden Sie sich bitte für Anmeldung, Koordination und weitere Fragen an mich:

Dr. Christine Kühn
Mail: [email protected]
TEL/FAX: (011) 706-4167
Hokkaido-Universität, Bungaku-bu, Kita 10, Nishi 7, Kita-ku, Sapporo 060-0810

Bitte geben Sie mir rechtzeitig Bescheid, damit unsere gemeinsame Präsentation der verschiedenen Ausgaben von "Deutschland in ..." aus allen Teilen Japans auf der Herbst-Tagung koordiniert werden kann. Ich freue mich auf viele Zusagen!!!!!

Ihre Christine Kühn

Und als Beispiel hier das Titelblatt unserer Studentenzeitung, und zwar der Sonderausgabe "Deutschland in Sapporo". Die ganze Zeitschrift erscheint im Anhang der Internetversion dieses Lektorenrundbriefs.

Die gesamte Zeitung kann hier als Word-Dokument runtergeladen werden (1,21 MB): BunBung

 

Profile - neu und alt

 

 Claudia Lang

Seit April 2003 an der Reitaku-Universität in Kashiwa (Präfektur Chiba)

Warum?
Seit ich die Möglichkeit erhalten habe, Lektorin für DaF in Japan zu werden, verfolgt mich die Frage "Warum?". Zunächst stellte sie mir mein Mann, als ich ihm sagte, dass ich einen Auslandsaufenthalt in Japan antreten könnte. Warum aus einem relativ sicheren, gerade begonnenen Arbeitsverhältnis als Kongressmanagerin austreten, um wieder in meinem erlernten Tätigkeitsbereich der DaF-Vermittlung zu arbeiten? Warum so weit weg? Warum gerade Japan? Die Antworten auf diese Fragen nutzte ich, um alle weiteren Warum meiner und seiner Familie, von Freunden, Bekannten und Nichtbekannten zu beantworten. Wahrscheinlich haben sich wohl unzählige, die in ein so fernes - und damit für viele so fremdes - Land gehen, diesen Fragen stellen müssen. Und obwohl es sicherlich zahlreiche individuelle Gründe gibt, lässt sich die Frage mit "Appetit auf neue Herausforderungen, berufliche und individuelle Qualifizierung und Lust auf Kultur pur" zusammenfassen. Hinzufügen möchte ich an dieser Stelle, dass der Entschluss, gemeinsam nach Japan zu gehen, ein wichtiges Kriterium bei der Entscheidung für Japan war.

Diese Warums verfolgten mich bis nach Japan und erweiterten sich hier auf "Warum sind Sie hier, wenn Sie weder Japanisch können noch sich vorher je mit der japanischen Kultur befasst haben?"

Seit April stelle ich mir selbst nun immer häufiger Fragen, die mit Warum beginnen. Sie umfassen größtenteils Alltägliches, darunter beispielsweise "Warum schmeckt das Essen so gut?", "Warum sind Japaner so hilfsbereit?", "Warum ist die japanische Sprache so schwer?", "Warum ist hier so vieles anders - oder - warum erlebe ich / erleben wir es so anders?", "Warum erscheint es einem so fremd?" oder auch "Warum erlebt man sich selbst so neu?" Da ich mich durch mehrere Auslandsaufenthalte und ein Studium in Interkultureller Kommunikation für interkulturell sensibilisiert erachte, beschäftigt mich derzeit folgende Frage am meisten: "Warum durchläuft man die Stadien des Kulturschocks trotz interkultureller Sensibilisierung und einer Magisterarbeit, die sich mit Kulturschockprozessen bei der Entsendung und Reintegration von DAAD-Lektoren beschäftigte?" "Warum sich nicht auch durchaus weiter darin vertiefen?" Diesen Antworten bin ich hier auf der Spur. Dabei wird mir aber auch immer bewusster, dass ich nicht nur Antworten finden muss, sondern der Aufenthalt in Japan mir die Möglichkeit bietet, auch auf der Suche nach neuen Fragen zu sein.

 

 

 Teja Ostheider

Seit April 2003 an der Uni Tsukuba als Gaikokujin-Kyoshi

Er kam aber schon nach dem Grundstudium der Japanologie und Anglistik in Bochum 1991 für einen Sprachkurs an die Ryukoku-Universität nach Kyoto und entschloss sich, dort sein Japanologie-Studium als regulärer Student (ab dem 3. Studienjahr) fortzusetzen. Nach dem Bachelor schaffte er es in den Magister- und dann in den Doktorkurs der Uni Osaka, wo er sich auf Soziolinguistik spezialisierte und dieses Jahr seinen Ph.D. bekam.

Sein Forschungsschwerpunkt sind sozialpsychologische Aspekte von Kommunikationsverhalten, vor allem gegenüber Minderheiten wie Ausländern und Behinderten.

Unterrichtserfahrung in DaF hat er parallel in der gleichen Zeit in Privatschulen und an verschiedenen Unis, zuletzt Kansei-Gakuin-Universität und Fremdsprachenuni Osaka, reichlich sammeln können. Als Einstand berichtet er in dieser Ausgabe über einige Aspekte seines Studiums und den Deutschunterricht.

M.G.S.

 

Termine und Hinweise

 

Kurz Informiert

Innovative Angebote für japanische Studierende machen die Carl Duisberg Centren. Neben den bewährten Sprachkursen in fünf deutschen Städten gibt es Praktikavermittlungen im Rahmen des Working Holiday-Visums, Vorbereitungskurse für die DSH und TestDaF sowie für die Aufnahmeprüfungen an Musik-, Kunst- und Sporthochschulen. Darüber hinaus wird auch im nächsten Jahr wieder eine Hochschul-Informationsreise nach München und Berlin (29. 8. - 25. 9. 2004) durchgeführt. Nähere Informationen unter www.cdc.de

* * *

Der deutsch-japanische Kultur- und Wissenschaftsaustausch wird im jüngsten Band der Reihe "Synergie-Studien" des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) vorgestellt. Neben einem historischen Abriss finden sich Kurzbeschreibungen und Adressen zu allen Bereichen des Austauschs. Informationen zu der Veröffentlichung und zum Bestellen (Preis: 10,- Euro) unter www.ifa.de/v/djapan_empfehlung.htm

MDT

* * *

Korrektur: In der letzten Ausgabe des Lektorenrundbriefs wurde die Mailadresse von Guido Oebel (Informationen über die TestDaF-Prüfung an der Universität Saga) falsch angegeben. Sie lautet richtig: [email protected] Wir bitten, dieses Versehen zu entschuldigen.

 

 

Termine 2004

30. 1. Bewerbungsschluss für DAAD-Sommerkurzstipendien Februar
12. 2.

TestDaF-Prüfung an der Universität Saga (Anmeldeschluss 12. 1.; Informationen bei Prof. Guido Oebel, [email protected])

11. - 15. 3. 23. Interuniversitäres Seminar für deutsche und japanische Kultur in Shin-Kashi, Thema: Sport und Politik
14. - 20. 3. 46. Literatur-Symposion der JGG in Tateshina, Thema: Pop. Praktiken kultureller Grenzverwischungen Gastdozent: Prof. Dr. Wolfgang Braungart, Universität Bielefeld
20. - 24. 3. 9. DaF-Seminar der JGG in Kobe, Thema: Regionale Lehrmaterialentwicklung Gastdozent: Prof. Dr. Hermann Funk, Universität Jena
20. 4. TestDaF-Prüfung an der Universität Saga (Anmeldefrist 19. 1. - 15. 3.; Informationen bei Prof. Oebel, s. o., bzw. in der vorlesungsfreien Zeit bei Prof. Kohei Yoshinaka, [email protected])
19. - 22. 5. 32. Jahrestagung Deutsch als Fremdsprache, Universität Bielefeld, Thema: Deutsch als Fremdsprache: Sprache lehren, Sprache lernen
4. 6. Großes Lektorentreffen an der Nihon Universität, Tokyo
5./6. 6. JGG-Frühjahrstagung an der Nihon Universität, Tokyo
23. 6. TestDaF-Prüfung an der Universität Saga (Anmeldefrist 22. 3. - 19. 5.; Infos s. o.)


 

 

Die Redaktion

Für den Lektorenrundbrief verantwortlich sind:
Anne Gellert (A.G.), Mechthild Duppel-Takayama (M.D.-T.), Ralph Degen (R.D.),
Elke Hayashi (E.H.), Stefan Hug (S.H.), Maria Gabriela Schmidt (M.G.S.) und Till Weber (T.W.)


Übrigens: Der Lektorenrundbrief ist über das DAAD-Büro in Tokyo zu bekommen.
DAAD-Außenstelle Tokyo
Akasaka 7 - 5 - 56, Minato-ku, Tokyo 107-0052
Tel: (03) 3582 - 5962
Fax: (03) 3582 - 5554
E-mail: [email protected]